Bürgernähe einst und jetzt © Emil Langendörfer, Burgweg 4, 76703 Kraichtal-Oberacker Tel. 07250-8454 Ortsspiegel von Oberacker Man sollte es nicht für möglich halten, im Verhältnis zur Neuzeit, dem Kommunikations- und Medienzeitalter, funktionierten die Kontakte und Versorgung ab dem 19. Jahrhundert in unserem Ort vorzüglich. Für alle Bereiche war in unserer landwirtschaftlich orientierten Dorfgemeinschaft das Lebensnotwendige und Unterhaltsame vorhanden. So gab es hier drei Gasthäuser, den „Löwen“,  „Adler“ und der „Krone“, zwei Milchsammelstellen – bei Otto Max,  heute Ringstraße und bei Martin Süpfle, heute Lindenstraße. Später wurde neben dem Rathaus die genossenschaftliche Erfassungsstelle, das „Milchhäusle gebaut.  Als Abnehmer der landwirtschaftlichen Erzeugnisse fungierten als Händler und Vermittler Jakob Süpfle und Karl Süpfle im „Hanfacker“ (Paul  Gerhardstraße). Später übernahmen die Ein-und Verkaufsgenossenschaft (Raiffeisenbank diese Geschäfte. In neuerer Zeit wurden für den Obst-und Gemüseanbau eine Sammelstelle der OGA (Großmarkthalle Bruchsal) errichtet, die den Absatz vertraglich garantierte. Durch diesen neuen Erwerbszweig wurde die finanzielle Situation in Oberacker wesentlich verbessert. Aus dieser Situation heraus wurde vor dem Rathaus (Rathausplatz) eine Brückenwaage installiert, damit LKW-Verladungen vor Ort stattfinden konnten.                                                                                                                       Für das Geldgeschäft war zunächst die Ein-und Verkaufsgenossenschaft mit ihrem Rechner Johannes Weber, später Julius Dubronner zuständig, bis später das Raiffeisenhaus erstellt und die Geschäfte hauptamtlich getätigt wurden.                                                                                           Neben dem Bürgermeister waren Ratschreiber , Gemeinderechner und der Gemeinderat für die Gemeinde verantwortlich. Der Bürgermeister hatte eine tägliche Dienstzeit von 3 Stunden während der Ratschreiber ganztägig tätig war. Für die Wasserversorgung gab es vier ausgemauerte Dorfbrunnen. Mangels wasserführendem Untergrund waren nur noch wenige gebohrte private Brunnen vorhanden. Für die Brotversorgung konnte man in älteren Häusern  noch den Ansatz von Hausbacköfen sehen. Später wurde das Gemeindebackhaus gebaut, zunächst mit ortsansässigen Bäckern zum Beispiel: Scheeder, Abel, Schmid. Später übernahm Manfred Pfeifer die Bäckerei mit Backhaus  in eigener Regie. Als „Kundendienst“  trugen zeitweise „Brezelbuben“ die Backwaren aus, sodass manche Bürger ihre Brötchen vor dem Haus in Empfang nehmen konnten. Links- und rechtsseitig beim Rathaus gab es zwei Einkaufsläden (Kolonialwarenläden) – im Gasthaus zur „Krone“ (Traut/Kopf) und auf der anderen Seite (Lina Schmid/Irma Sitzler.  Die Fleischversorgung war überwiegend durch Hausschlachtungen, die überwiegend zwei- mal im Jahr nämlich im Spätjahr und Frühjahr erfolgten, gedeckt. In den Sommermonaten kam der Metzger aus Neibsheim (Stefan Schäfer) mit seinem Verkaufswagen vor das Gasthaus Krone. Gelegentlich konnte man auch im Gasthaus zum Löwen, das ein kleines Schlachthaus hatte, in den Sommermonaten frische Wurst einkaufen. Im Übrigen schickten die Münzesheimer  Metzgereien   ihre „Fleischmädchen” nach Oberacker um Bestellungen aufzunehmen, die dann am nächsten Tag angeliefert wurden. Ein beachtlicher Service der sich heute auch noch sehen lassen könnte. Sogar eine Poststelle hatte Oberacker damals schon. Diese wurde von der Postmartha und ihrer Mutter verwaltet. Dort war auch das erste Telefon installiert. Der erste Anruf lautete immer: „Hier öffentliche Oberacker –ich hier, wer dort?.  Die spätere Poststelle war dann neben dem Raiffeisenhaus, wo dann auch die Geldgeschäfte (Raiffeisenbank) getätigt werden konnten.                                                                                                                                                 Durch diese, heute natürlich veralteten Verhältnisse, war trotzdem für alle Vorsorge getroffen . Ein Dorf mit allen Diensten und damit auch laufende Kontakte untereinander.     Sonntags war absoluter Ruhetag, sodass mancher übermüdete Bauer in der Kirche während des Gottesdienstes vom „Schlaf des Gerechten“ übermannt wurde. Alles in Allem eine idyllische Dorfgemeinschaft in der jeder für jeden zur Hilfe bereit war. Heute sind wir von allen diesen Bequemlichkeiten „befreit“. Keine Sitzbänke mehr vor den Häusern, manche Tage der Ort wie ausgestorben, Kinderspielplatz und Grillplatz meistens leer. Fazit :  Im Vergleich zu Früher stehen wir Heute da wie eine gerupfte Gans.                                                                                                                               Nicht nur im öffentlichen Versorgungsbereich, auch im Handwerks- u. Sozialbereich, war für alle gesorgt.                                                                                                                                                                                                So hatten wir in unserer landwirtschaftlich geprägten Dorfgemeinschaft zwei Wagner, zwei Schreiner, zwei Schmiede, zwei Schuhmacher, Küfer, Weber, Korbmacher, Krankenschwester, Hebamme, für jedes Kleinkind eine „Kindsmagd“ (schulpflichtiges Mädchen), zwei Hausmetzger und für den Trauerfall einen Totengräber und Leichenbeschauer. Alles Notwendige war beisammen wie in der Arche Noah, der Pfarrer durfte auch nicht fehlen.
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